Was wissen wir über den Zusammenhang zwischen Entzündung und Migräne? Der folgende Beitrag basiert auf einem Interview über Entzündungen und Migräne, das während des diesjährigen Migraine World Summit vom 16. bis 24. März 2022 ausgestrahlt wurde.
Die Forschung zeigt zunehmend, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Migräne und Entzündungen im Gehirn gibt, auch wenn wir diesen noch nicht vollständig verstehen.
Was ist eine Entzündung?
Eine Entzündung ist eine komplexe Reihe von Zellreaktionen und Proteinsignalen im Körper, die uns in der akuten Phase helfen, eine Infektion abzuwehren. Wir alle kennen eine Art von Entzündung, wenn wir uns zum Beispiel in den Finger schneiden und die Stelle um den Schnitt anschwillt und rot wird. Das ist zwar ein schmerzhafter, aber gesunder Prozess der zeigt, dass der Körper am Heilen ist.
Wenn eine Entzündung jedoch chronisch wird, verursacht sie Probleme. Wenn das Immunsystem Signale sendet, dass wir eine Infektion oder Wunden bekämpfen sollen, die gar nicht mehr vorhanden sind, können chronische Entzündungen entstehen. Bei vielen Migränepatienten sind die Entzündungswerte höher als bei Menschen ohne diese Krankheit. Die Entzündungswerte steigen während einer Attacke noch weiter an.
Wie funktioniert die Entzündung im Gehirn?
Forscher vermuten nun, dass diese erhöhten Entzündungswerte die Ursache für Symptome wie Müdigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen und Benommenheit sind. Die Entzündung führt zur Freisetzung von Neuropeptiden wie Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP), das eine Kaskade von weiteren Entzündungsreaktionen im Gehirn auslöst. Dieses Wissen machte es möglich, eine neue Generation von migränespezifischen Behandlungen zu entwickeln, darunter Gepante und CGRP-Blocker, die genau diese Mechanismen bekämpfen.
Dieser Prozess stimuliert auch den Trigeminusnerv, der bekannterweise eine Schlüsselrolle bei einer Migräneattacke spielt. Dieser Nerv ist für den intensiven Schmerz verantwortlich, den viele Migränepatienten während eines Anfalls auf einer Seite ihres Kopfes verspüren. Die Stimulation des Trigeminusnervs führt dazu, dass sich die Blutgefässe in den Hirnhäuten weiten.
Welche Rolle spielen Entzündungen bei chronischer Migräne?
Bei 3‒5% der Menschen mit Migräne ist die Krankheit chronisch. Kopfschmerzspezialisten definieren chronische Migräne als eine Erkrankung, die an 15 oder mehr Tagen im Monat auftritt und die Kriterien für Symptome wie Schmerzen, Übelkeit und/oder Licht- und Geräuschempfindlichkeit sowie eine verstärkte Reaktion auf körperliche Aktivitäten erfüllt.
Bei etwa 30 Prozent der Migränepatienten tritt eine Form der Krankheit auf, die als Migräne mit Aura bezeichnet wird. Die Aura wird durch eine Art elektrischer Stimulation im Gehirn ausgelöst, die eine Freisetzung von Botenstoffen bewirkt, die wiederum eine Entzündung hervorruft.
Wenn eine Entzündung chronisch wird, führt das zu chronischer Migräne. Menschen mit einer genetischen Veranlagung für Migräne haben ein höheres Risiko, an Migräne zu erkranken und chronische Migräne zu bekommen. Fünfzig Prozent der Migräne ist erblich bedingt. Bei Verwandten ersten Grades mit Migräne ist die Wahrscheinlichkeit, an Migräne zu erkranken, doppelt so hoch, und bei Verwandten, die an Migräne mit Aura leiden, ist die Wahrscheinlichkeit, eine Aura zu bekommen, viermal so hoch.
Was können wir tun, um die Entzündung zu verringern?
Viele Menschen gehen davon aus, dass jeder Fortschritt, den Sie auf dem Weg zur Gesundheit machen können, von ihrem Arzt ausgehen muss. Der Arzt ist natürlich ein wichtiger Teil Ihres Gesundheitsteams, aber Sie können selbst viel für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden tun.
Es ist wichtig, ein ausgeglicheneres Umfeld und ein stabiles inneres Gleichgewicht zu schaffen. Folgende Tipps können Ihnen helfen:
Achten Sie auf eine optimale Ernährung und vermeiden Sie stark entzündliche Lebensmittel.
Praktiken wie Yoga, Meditation und Tai Chi können die Entzündungen hemmen
Versuchen Sie, ein gesundes Körpergewicht zu halten
Achten Sie auf eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren und einem niedrigen Anteil an Omega-6-Fettsäuren, was nachweislich die Migräne bessert.
Verstehen Sie den Zusammenhang zwischen Darmgesundheit und Gehirngesundheit
Legen Sie Wert auf guten Schlaf
Bauen Sie Bewegung in Ihre Routine ein
Die Erkenntnis, dass wir zumindest einen Teil dieser komplexen Migräneerkrankung selbst in der Hand haben, dürfte für viele Betroffene eine Erleichterung sein. Die eigene Gesundheit in die Hand zu nehmen, sich zu informieren und für sich selbst einzutreten, sind wichtige Teile des Migränepuzzles.
Referenzen:
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