Jedes Jahr entwickelt sich bei einem Teil der Migränepatienten aus einer episodischen Migräne eine chronische Migräne mit häufigen Kopfschmerzattacken. Weil sich die Forschung vor allem auf die episodische Migräne konzentriert, ist über die chronische Migräne erst wenig bekannt.
Weltweit sind schätzungsweise 1,4 % bis 2,2 % der Menschen von chronischer Migräne betroffen, wobei Frauen (1,7 % bis 4,0 %) häufiger betroffen sind als Männer (0,6 % bis 0,7 %). Jedes Jahr entwickeln etwa 3 % der Menschen mit episodischer Migräne eine chronische Migräne.(1)
Zu den Risikofaktoren für diese Entwicklung gehören neben dem weiblichen Geschlecht eine häufige Migräneattacken zu Beginn der Erkrankung, ein übermässiger Medikamentengebrauch, belastende Lebensereignisse und ein niedrigerer sozioökonomischer Status.(1) Bei Patienten mit chronischer Migräne wurde auch eine höhere Rate an psychiatrischen Störungen wie Depressionen und Angstzuständen festgestellt, die ebenfalls Risikofaktoren für die Entwicklung darstellen können.(1,2)
Sensibilisierung und strukturelle Hirnveränderungen
Da sich der Grossteil der Migräneforschung bisher auf die episodische Migräne konzentriert hat, gibt es nur wenige Erkenntnisse über die Pathophysiologie der chronischen Migräne. Es werden jedoch zahlreiche potenzielle Mechanismen vermutet, darunter eine «Dysfunktion der absteigenden Nervenbahnen zur Schmerzmodulierung, eine Übererregbarkeit des Gehirns, eine Sensibilisierung des zentralen Nervensystems und strukturelle Hirnveränderungen», heisst es in einer im August 2021 in Frontiers in Pain Research veröffentlichten Übersichtsarbeit.(1) «Trotz unseres begrenzten Verständnisses der zugrundeliegenden Pathogenese dieser Erkrankung ist es denkbar, dass sich chronische Migränepatienten in einer ständigen Alarmbereitschaft befinden, die diese Anomalien aufrechterhalten kann», so die Forscher.
References
1. Mungoven TJ, Henderson LA, Meylakh N. Chronic migraine pathophysiology and treatment: a review of current perspectives. Front Pain Res.Published online August 25, 2021. doi:10.3389/fpain.2021.705276
2. Buse DC, Silberstein SD, Manack AN, et al. Psychiatric comorbidities of episodic and chronic migraine. J Neurol. Published online November 7, 2012. doi:10.1007/s00415-012-6725-x
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