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Wie verläuft eine Migräne-Attacke?

Migräne ist mehr als nur Kopfweh! Im Folgenden finden Sie Informationen über einige Besonderheiten dieser Kopfschmerzform und den Ablauf in vier Phasen.

Phase 1: Vorboten (Ankündigungsphase)

In dieser Phase (1-2 Tage vor der Kopfschmerzphase) spürt man erste Anzeichen als Vorboten der Kopfschmerzattacke. Diese Anzeichen können von Person zu Person unterschiedlich sein: Aggressionen, Depressionen, Euphorie, aber auch Gähnen oder kalt-warm Gefühle. Bei anderen wiederum kommt es zu Überaktivität oder zu Fressattacken (besonders Heisshunger auf Süsses).
Die Lust auf Süsses, auf Fleisch oder einfach nur vermehrter Hunger sind Vorboten. Was man dann isst, ist eigentlich egal. Die Schokolade selbst ist nicht der Auslöser. Die Lust darauf kann jedoch ein Vorbote sein.

AdobeStock 93084146 bakhtiarzein 400Nur bei etwa vier Prozent aller Migräniker können bestimmte Nahrungsmittel effektiv eine Attacke auslösen. Diese Lebensmittel können mithilfe eines Migränekalenders aufgespürt und dann ernst genommen, bzw. versucht werden, sie im Speiseplan so gut es geht wegzulassen.
Es gibt bei jedem Migränebetroffenen verschiedene Auslöser der Migräne, meist handelt es sich um «Veränderungen», das heisst Abweichungen von der üblichen Routine, wie das Auslassen eines Mittagessens, unzureichende Flüssigkeitszufuhr und unregelmässige Mahlzeiten. Oder wenn man während der Woche viel Kaffee trinkt und am Wochenende nicht. Diese Veränderungen nennt man Triggerfaktoren, sie sind die Auslöser für die 4 Phasen der Migräne.

Phase 2: Aura

Diese Phase spüren nicht alle, nur etwa 15-20% der Betroffenen. Man nennt die Phase 2 auch die Auraphase. Diese Phase kann man sich wie eine elektrische Ladung, die durchs Gehirn geht, vorstellen. Oftmals merkt man dies über diverse Sinnesstörungen. Wird die Sprache betroffen, kann man nicht mehr richtig artikulieren, man findet die Worte nicht mehr. Wird das Sehen betroffen, kann man Blitze oder Zacken sehen. Oder es entsteht ein Tunnelblick, und es können nur noch Teile vom Ganzen oder die Hälfte davon wahrgenommen werden. Oder es entstehen sogenannte Skotome, zum Beispiel Flimmerskotome, bei denen ein Teil des Gesichtsfeldes durch Flimmern beeinträchtigt wird. Bei anderen Menschen kann es in der Auraphase zu «Ameisenkribbeln» in Armen und Beinen kommen. Die Auraphase dauert meistens 5 Minuten bis zu einer Stunde, danach beginnt dann die Kopfschmerzphase. Es kann aber auch vorkommen, dass die Aura noch während der Kopfschmerzphase andauert. Wenn die Aura länger als 1 Stunde dauert, sollte man dies unbedingt vom Arzt abklären lassen.

Phase 3: Schmerzen

Die Phase 3, die Kopfschmerzphase ist geprägt von Kopfschmerzen mit einer Dauer von 4-72 Stunden (nicht unbedingt einseitig, oft verstärkt durch Bewegung) von mittlerer bis sehr starker Intensität, begleitet von neurologischen Erscheinungen (Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Licht-Lärmempfindlichkeit, oft auch Geruchsempfindlichkeit usw.). Es kommt zu einer Reizung der Hirnhautgefässe. Die Gefässe sind in dieser Phase erweitert und entzünden sich.

Phase 4: Erholung

Die Phase 4 ist dann die so genannte Erholungsphase, in welcher man sich fühlt, als ob man einen Marathon gerannt sei oder ein Traktor über einen gefahren ist.

Im folgenden Poster sind wichtige Informationen zur Migräne übersichtlich dargestellt. Klicken Sie auf das Bild, um eine grössere Ansicht zu erhalten.


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In welcher Häufigkeit treten Migräne-Attacken auf?

Möglich ist grundsätzlich alles. Es gibt Personen, die nur einmal im Jahr eine Attacke erleiden. Und dann gibt es solche, die an 20-30 Tagen im Monat eine Attacke erleiden. Statistisch gesehen kommt man im Durchschnitt auf ein bis zwei Attacken im Monat mit je einer Dauer von bis zu drei Tagen. Etwa drei bis fünf Prozent der Bevölkerung in Europa haben jeden Tag eine Attacke.

Eine schwere und beeinträchtigende Erkrankung

Die Migräneforschung ist noch jung. 1994 kam das erste Triptan auf den Markt. Heute kennt man bereits die genetischen Besonderheiten, die zur familiären hemiplegischen Migräne führen. Im Jahr 2000 hat die WHO (Weltgesundheitsorganisation) Migräne offiziell auf die Liste der Krankheiten mit der stärksten Beeinträchtigung der Lebensqualität aufgenommen. Ein Tag mit Migräne wird dem maximalen Beschwerdegrad gleichgestellt – wie beispielsweise einer Querschnittslähmung (Tetraplegie). Das zeigt, wie schwer diese Krankheit ist. Migräne ist weltweit die häufigste Ursache für Krankheitsbehinderung bei unter 50-Jährigen.

Welche Ursachen der Migräne gibt es?

Grundsätzlich ist es so, dass man Ursachen und Auslöser auseinanderhalten muss. Die Ursache ist etwas, was man schon in die Wiege gelegt bekommt. Man ist Migräniker oder nicht. Das Gehirn kann entweder eine Migräne produzieren oder es kann das nicht. Es kann aber sein, dass man den ersten Migräneanfall zum Beispiel erst mit 28 Jahren produziert. Das heisst, dass zur Veranlagung dann die auslösenden Faktoren dazukommen, die dazu führen, dass das Gehirn eine Migräne produziert. Zum Beispiel die erste Schwangerschaft. Es scheint „Click“ zu machen, als gäbe es eine Art Migränegenerator ‒ genaueres wissen wir noch nicht.

Was man aber weiss, ist, dass ein Migränehirn nicht normal habituieren (adaptieren) kann. Wenn das Gehirn beispielsweise aufeinanderfolgenden Lichtstrahlen ausgesetzt wird, kann ein „normales“ Hirn den Lichtstrahl dämpfen und nimmt ihn reduziert wahr, also nicht mehr gleich stark wie am Anfang. Ein Migräniker kann das nicht. Professor Jean Schoeen hat zum ersten Mal wissenschaftlich belegt: ein Migränehirn funktioniert anders. Es ist, als ob ein Migränehirn mehr Benzin braucht und auf hohen Touren funktioniert. Ein Migränehirn ist wie ein Porsche. Man nimmt an, dass ein Migränehirn stärker vernetzt ist und sensibler reagieren oder auch mehr spüren kann, weil es irgendwie “feiner eingestellt“ ist. Das kann ein Vorteil sein, wenn man weiss, wie man das nutzen kann, aber ein Nachteil, wenn man deshalb zur Erholung zu viele Boxenstopps einbauen muss, quasi als Schutz vor dem Heisslaufen der Motoren.

Wie viele Betroffene leiden in der Schweiz an Migräne?

In der Schweiz leiden ungefähr 1,2 Millionen Menschen an Migräne. Es ist erschreckend, wie wenig Personen überhaupt davon reden, dass sie Migräne haben. Männer sprechen schon gar nicht darüber, weil Migräne ja eine «Frauenkrankheit» ist. Das ist ein Vorurteil. Wir haben eine landesweite Studie durchgeführt um zu ermitteln, was die Leute von Migräne halten. Ein grosser Teil dachte, es handle sich dabei um Personen, die keinen Stress vertragen, dass es sich um eine «Frauenkrankheit“ handle oder bloss eine Ausrede sei. Dass diese Leute sich nur nicht anstrengen wollten oder dass es sich doch einfach «nur» um Kopfweh handle.

Auch heute noch hat die Migräne in der Gesellschaft absolut keinen Stellenwert, obwohl sie von der WHO offiziell als Krankheit anerkannt ist. Epilepsie und Migräne sind miteinander verwandt. Und obwohl epileptische Anfälle seltener auftreten und von kürzerer Dauer sind, gibt es gute Therapien dagegen. Die Migräne hingegen fristet ein Schattendasein. Weshalb? Vielleicht liegt es daran, dass die Migräne, im Gegensatz zur Epilepsie, nicht sichtbar ist. Ein epileptischer Anfall wirkt angsteinflössend. Bei einer Migräne-Attacke ziehen sich die Betroffenen ins Bett zurück und sind 1‒3 Tage weg. Das ist ziemlich unspektakulär. Ein epileptischer Anfall hingegen schockiert die Augenzeugen. Migräne macht keine Angst. Man stirbt nicht daran. Was jedoch stirbt ist die Lebensqualität, wenn man die Migräne nicht im Griff hat. Die Akzeptanz kommt nur langsam und nur, wenn man offen darüber redet.

Welches ist das typische Erkrankungsalter bei einer Migräne?

Eigentlich bereits ab der Geburt. Babys können es einfach noch nicht mitteilen. Im Schulalter leiden bereits 10% an Migräne, und in der Pubertät steigt die Zahl rapide an. Das Maximum wird dann mit 40 Jahren erreicht. 15% der gesamten Erdbevölkerung leidet unter Migräne, d.h. mehr als Diabetes Asthma und Epilepsie zusammen. Frauen sind dreimal häufiger betroffen als Männer.

Tritt Migräne familiär gehäuft auf?

Ja, wobei die Migräne oft auch eine Generation überspringen kann. Weshalb ist nicht bekannt. Es gibt mehrere epidemiologische Studien die klar zeigen, dass die Migräne in Familien von Migränikern gehäuft vorkommt. Das heisst, dass die Migräne oder die Veranlagung dazu genetisch weitervererbt wird. Die Vererbung der Migräne-Gene geschieht jedoch nicht dominant. Das bedeutet, dass sich die Migräne-Gene bei der Vererbung nicht zwangsläufig durchsetzen und mein Kind nicht automatisch ebenfalls Migräne bekommt, wenn ich selbst daran leide. Unter den Genen scheinen die Chromosomen 13 und 17 eine Rolle zu spielen.

Insgesamt kann man zwischen 15 verschiedenen Migränetypen unterscheiden. Eine davon ist die familiäre hemiplegische Migräne (FHM), bei der sich mindestens ein Verwandter ersten oder zweiten Grades mit denselben Anfällen findet, die also ganz klar weitervererbt wird.

 

 

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