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Melatonin – vom Schlafhormon zum Kopfschmerzmittel 

Melatonin kennen die meisten als Schlafhormon. Doch das körpereigene Hormon könnte auch bei verschiedenen Kopfschmerzarten helfen. Besonders bei Migräne und Clusterkopfschmerz zeigen Studien vielversprechende Ergebnisse.  

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Am besten untersucht ist die präventive Melatoninwirkung beim Clusterkopfschmerz und der Migräne, schreiben die Neurologen Dr. Amy A. Gelfand und Dr. Peter J. Goadsby vom UCSF Medical Center, Abteilung für Neurologie, San Francisco, in ihrem Review. Für beide Arten liegen randomisierte, placebokontrollierte Studien vor. Eine definitive Empfehlung lässt sich aus den Ergebnissen jedoch aktuell nicht ableiten.

So reduzierte die Gabe von 3 mg Melatonin zur Nacht in einer Untersuchung mit 65 Patienten mit episodischer Migräne die Zahl der Attacken vergleichbar gut wie 25 mg Amitriptylin und doppelt so gut wie Placebo (2,7 vs. 2,2 vs. 1,2). Dies bestätigte sich in einer Pilotstudie mit 4 mg des Hormons. In einer kleinen Arbeit mit 46 Teilnehmern zeigten 2 mg hingegen keinen Vorteil gegenüber einer Scheintherapie.

Auch für Kinder und Jugendliche eine Option

Auch für Kinder und Jugendliche könnte Melatonin eine Option darstellen. Unter 6 mg erreichten zehn Teilnehmer (71 %) eine um mindestens 50 % verbesserte Migränefrequenz nach drei Monaten.

Nehmen Personen mit episodischen Clusterattacken frühzeitig 10 mg des Hormons ein, senkt sich laut einer Untersuchung mit 40 Teilnehmern potenziell die Frequenz – dazu kam es jedoch nur bei der Hälfte der Patienten. Fallberichte über 5 und 9 mg bei Erwachsenen und über 3 mg bei Kindern zeigten ebenfalls positive Effekte.

Datenlage bei selteneren Kopfschmerzarten

Für die selteneren Kopfschmerzarten ist die Datenlage schwächer, berichten die beiden Wissenschaftler weiter. Sie beruht im Wesentlichen auf unkontrollierten Fallserien und -berichten, die kein einheitliches Bild bieten. Potenziell könnte Melatonin bei diesen Arten wirksam sein:

• Spannungskopfschmerz
• Hemicrania continua
• Hypnic Headache
• Primär stechender Kopfschmerz
• SUNCT*-Syndrom

Die teilweise vielversprechenden Ergebnisse und das günstige Nebenwirkungsprofil von Melatonin rechtfertigen weitere Studien, bekräftigen die Autoren – insbesondere über die optimale Dosis und die verschiedenen Kopfschmerzarten. Das Hormon wird in der Regel auch bei sehr hohen Gaben exzellent vertragen. Lediglich Tagesmüdigkeit und Schwindelgefühl können laut den Neurologen auftreten.

Wirkmechanismus noch nicht vollständig geklärt

Wie Melatonin genau wirkt, ist noch unklar. Vermutlich dockt es an den Melatoninrezeptoren im Hypothalamus an. Der Hypothalamus spielt bekanntermassen eine Rolle in der Entwicklung der Beschwerden bei Migräne und Cluster. Ferner wirkt das Hormon antioxidativ, antiinflammatorisch und schmerzlindernd.

Zusätzlich ähnelt ein Abschnitt von Melatonin strukturell Indometacin. Dies lässt auf eine Wirksamkeit bei indomethacinsensiblen Kopfschmerzen wie der Hemicrania continua hoffen. Die Forscher merken jedoch an, dass der Abschnitt öfter in der Natur und bei Medikamenten wie Triptanen vorkommt.

Akuttherapie

Gegen akute Episoden wirken die auch als Triptane bekannten 5-HT1B/1D-Rezeptoragonisten am besten. Sie sollten deshalb bei starken Kopfschmerzen oder fehlendem Ansprechen auf Schmerzmittel beziehungsweise NSAR eingesetzt werden.

Die wirksamste Therapie ermöglicht die subkutane Injektion von Sumatriptan (6 mg). In der oralen Anwendung zeigen Eletriptan und Rizatriptan laut Metaanalysen den besten Effekt. Die längste Wirkdauer haben Naratriptan und Frovatriptan, das günstigste Nebenwirkungsprofil Almotriptan und Eletriptan.

Den besten Effekt erzielten Triptane, wenn sie möglichst früh in der Attacke beziehungsweise bei noch leichtem Kopfschmerz genommen werden. Als Kontraindikationen gelten unter anderem unzureichend behandelte Hypertonie, Angina pectoris und Myokardinfarkt in der Anamnese sowie fortgeschrittene periphere arterielle Verschlusskrankheit, transitorische ischämische Attacke (TIA) und Schlaganfall.

Im Falle einer Aura gilt es, diese erst abzuwarten und das Triptan mit Beginn des Kopfschmerzes einzunehmen. Falls die Monotherapie mit einem 5-HT1B/1D-Agonisten nicht ausreicht, lässt sich der Effekt durch die Kombination mit Naproxen verstärken. Auch unter Triptanen kann es zu einem Medikamentenübergebrauch-Kopfschmerz kommen.

*short-lasting unilateral neuralgiform headache attacks with conjunctival injection, tearing, sweating and rhinorrhea

Quellen:
• Adaptiert nach: Dr. Judith Lorenz/Elisa Sophia Breuer medical tribune deutschland
• Gelfand AA, Goadsby PJ. Headache 2016; 56: 1257-1266

Bild: Adobe Stock/Pixel-Shot

 

 

 

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