Wenn Migräneattacken uns daran hindern, Arbeiten zu gehen oder Zeit mit der Familie zu verbringen, verfallen wir vielleicht der Versuchung, in Social Media zu scrollen und uns von den neusten TikTok-Ratschlägen inspirieren zu lassen.
Migräne ist weltweit die zweithäufigste Ursache von Behinderungen, bei jungen Frauen sogar die häufigste. Das Interesse an einfachen, gut verträglichen und leicht verfügbaren Therapien ist deshalb entsprechend hoch. Im Internet kursieren viele Ideen.
Ein Trend, der dabei besonders ins Auge fällt, ist die Verwendung von Salzwasser zur Linderung von Migräne. Wäre es nicht grossartig, wenn etwas so Einfaches helfen könnte? Natürliche, medikamentenfreie Mittel sind besonders attraktiv, wenn herkömmliche Migränebehandlungen versagen, schlecht verträglich sind oder wenn wir Medikamente vermeiden wollen, um Kopfschmerzen durch Übergebrauch zu verhindern. Aber wie wirksam und sicher ist eine solche Anwendung? Besteht nicht auch das Risiko einer übermässigen Salzaufnahme?
Um diese Fragen zu klären, haben wir die Forschung zu Salzwasser bei Migräne näher betrachtet. So müssen Sie nicht selbst herausfinden, ob dieser TikTok-Trend Ihre Zeit und Energie wert ist.
Was ist Salzwasser bei Migräne?
Laut den TikTok-«Experten» haben Menschen mit Migräne einen Mangel an Salz. Ihre Lösung: ein Glas Wasser mit aufgelöstem Salz, um Migräneanfälle zu stoppen. Die Empfehlungen zur Menge und Art des Salzes variieren stark – von einer Prise bis zu einem Teelöffel (über 2’300 mg Natrium) oder mehr.
Das häufig verwendete Speisesalz besteht aus Natrium und Chlorid, während spezielle Salze – wie das beliebte Himalaya-Salz – zusätzlich kleine Mengen an Mineralien wie Kalium, Magnesium und Eisen enthält, die ihm die rosa Farbe verleihen. Allerdings sind diese Mengen so gering, dass sie keinen nennenswerten gesundheitlichen Vorteil bieten. Im Gegensatz zu raffiniertem Speisesalz enthält Himalaya-Salz keine künstlichen Rieselhilfen oder Bleichmitte, aber da es naturbelassen ist, könnten in seltenen Fällen unerwünschte Schwermetalle oder Verunreinigungen enthalten sein.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Salzkonsum und Migräne?
Neben typischen Migräneeigenschaften wie pochenden Kopfschmerzen kann auch der Heisshunger auf salzige Speisen ein Symptom sein. Die zentrale Frage bleibt: Ist dieser Heisshunger ein Anzeichen für einen Mangel oder ein Teil des Migräneprozesses, der den Körper nach mehr Salz verlangen lässt?
Menschen mit Migräne und Salzmangel
Hyponatriämie, ein Zustand mit unzureichendem Natriumgehalt im Blut, kann Kopfschmerzen verursachen. Diese tritt jedoch in der Regel aufgrund von bestehenden Erkrankungen oder bestimmten Medikamenten auf, nicht etwa durch eine erhöhte Wasseraufnahme eines gesunden Menschen. Ein klinisch bedeutsamer Natriummangel ist äusserst selten und kommt in der Regel nur bei schwerkranken, hospitalisierten Patienten vor.
Es gibt keine eindeutigen Beweise für die Annahme, dass Migränepatienten generell einen Salzmangel aufweisen. Ein übermässiger Salzkonsum wird für die meisten Menschen mit oder ohne Migräne nicht empfohlen.
Elektrolyte sind eine bessere Option
Der Trend zur Verwendung von Salzwasser könnte der jüngsten Popularität von Elektrolytlösungen entspringen. Die Annahme, dass Salz als Elektrolyt automatisch vorteilhaft ist, ist jedoch viel zu simpel und auch potenziell gefährlich.
Elektrolytlösungen müssen physiologisch ausgewogen sein, um Ungleichgewichte zu vermeiden, die sowohl Kopfschmerzen verstärken als auch zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen können.
Fazit
Statt auf TikTok zu vertrauen, sollten Sie lieber Ihren Arzt/Ihre Ärztin oder Apotheker/in fragen!
Quelle:
Adaptiert nach einem Betirag von Migraine again
Referenzen
• Does Pink Himalayan Salt Have Any Health Benefits? Medical News Today. July 30, 2018.
• Arab A et al. Effects of the Dietary Approaches to Stop Hypertension (DASH) Diet on Clinical, Quality of Life and Mental Health Outcomes in Women With Migraine: A Randomised Controlled Trial. The British Journal of Nutrition. October 28, 2022.
• Hajjarzadeh S et al. The Relation of Adherence to the DASH Diet With Migraine Attack Frequency and Pain Intensity in Iranian Women: A Cross-Sectional Study. Nutritional Neuroscience. April 2024.
• Pogoda JM et al. Severe Headache or Migraine History Is Inversely Correlated With Dietary Sodium Intake: NHANES 1999-2004. Headache: The Journal of Head and Face Pain. April 2016.
• Haghdoost F et al. The Effect of Salt Substitution on Frequency and Severity of Headache: Results From the SSaSS Cluster-Randomised Controlled Trial of 20,995 Participants. European Journal of Clinical Nutrition. May 2024.
Bild: Adobe Stock/koeva_anna
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