Streifenmuster haben die Aufmerksamkeit der Wissenschaft auf sich gezogen. Verschiedene Forschungsergebnisse legen nahe, dass diese Muster Migräne und epileptische Anfälle auslösen können.
Im modernen Alltag sind Streifen allgegenwärtig: wir finden sie auf Hemden, Barcodes, Gebäuden, Jalousien und Zebrastreifen. Doch könnten sie unserer Gesundheit schaden? Eine Studie von Wissenschaftlern aus den Niederlanden und den USA deutet darauf hin, dass Streifen bei manchen Menschen gesundheitliche Probleme verursachen könnten, inklusive Migräne und in extremen Fällen sogar Epilepsie. (1)
Die Wissenschaft hinter den Streifen
Studien von internationalen Wissenschaftlern zeigen, dass Streifen neuronale Gamma-Oszillationen im Gehirn stimulieren. Diese Aktivität könnte Migräne oder epileptische Reaktionen hervorrufen, besonders bei Menschen, die besonders licht- oder mustersensitiv sind. Interessanterweise erzeugen horizontale Linien weniger solche Effekte im Vergleich zu ihren vertikalen Pendants (Gegenstücken).(1)
Migräne und Epilepsie – Eine neue Perspektive
In der Schweiz leidet fast jede 10. Person an Migräne. Einige Faktoren, die eine Migräneattacke auslösen können, sind bereits bekannt. Dazu zählen hormonelle Einflusse, bestimmte Nahrungsbestanteile, unregelmässiger Schlaf, bestimmte Lichteffekte, usw. Nun weisen verschiedene Studien darauf hin, dass auch visuelle Trigger wie Streifen auf Kleidung oder in der Architektur bei lichtempfindlichen Personen Migräne auslösen könnten. (2-4) Bereits 1989 zeigte eine Studie, dass 82% der Migränepatienten eine Empfindlichkeit gegenüber Streifen aufwiesen, während dies nur bei 6,2% der nicht-Migränepatienten der Fall war. (4)
Gestaltung sicherer Räume
Die Implikationen dieser Forschung sind weitreichend. Dr. Dora Hermes vom Universitätsklinikum Utrecht betont die Bedeutung des Designs von Räumlichkeiten, die keine ungewollte neuronale Aktivität hervorrufen. Besonders gefährdete Menschen könnten von einer sorgfältigeren und überlegteren Gestaltung öffentlicher und privater Räume profitieren. (1) Dafür müssten Architekten, Designer und Stadtplaner verstärkt auf visuelle Reize achten. Praktische Beispiele aus dem Alltag, wie Rolltreppen oder Jalousien, müssten möglicherweise überdacht werden, um empfindliche Personen zu schützen. Auch modische Kleidung und Innenausstattung könnten auf milde Muster umgestellt werden, um sensible Personen zu schützen.
Bedeutung für die Gesundheit und Prävention
Für Personen, die bereits unter Migräne oder Epilepsie leiden, könnte das Erkennen von Mustern als potenzielle Auslöser einen bedeutenden Schritt zur Prävention darstellen.
Weitere Forschung erforderlich
Um das Verständnis über die genauen Mechanismen der Gamma-Oszillationen zu vertiefen, ist weitere Forschung erforderlich. Dazu gehört auch die Identifikation weiterer visueller Reize oder Muster, die ähnliche Auswirkungen haben und die Entwicklung von Modellen, um vorherzusagen, welche Umgebungseinflüsse am wahrscheinlichsten neurologische Reaktionen auslösen.
Fazit
Die Erkenntnis, dass alltägliche Streifenmuster gesundheitliche Risiken bergen können, eröffnet neue Möglichkeiten in der Gesundheitsprävention und im Design und der Gestaltung öffentlicher sowie privater Räume. Indem wir unsere Umgebung bewusster gestalten, könnten wir nicht nur die Ästhetik, sondern auch das gesundheitliche Wohlbefinden positiv beeinflussen.
1 Hermes D, Kasteleijn-Nolst Trenite D.G.A, Winawer J. Gamma oscillations and photosensitive epilepsy. Current Biology. 2017; 27(9)
2 Guo X, Xiang J, Wang Y, et al. Aberrant Neuromagnetic Activation in the Motor Cortex in Children with Acute Migraine: A Magnetoencephalography Study. Paul F, ed. PLoS ONE. 2012;7(11)
3 Huang J, Zong X, Wilkins A, Jenkins B, Bozoki A, Cao Y. fMRI evidence that precision ophthalmic tints reduce cortical hyperactivation in migraine. Cephalalgia : an international journal of headache. 2011;31(8):925-936
4 Dawn A. Marcus, MD; Michael J. Soso, PhD, MD. Migraine and stripe-induced visual discomfort. Arch Neurol. 1989;46(10):1129-1132.
Bild: Adobe Stock/Maxine
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